Pakistan im Rinderwahn

Ich hatte ja vor ein paar Tagen vom pakistanischen Kollegen berichtet, der zum ersten Mal in seinem Leben Rindfleich kaufen und zubereiten mußte. Heute kam er mit glänzenden Augen auf die Arbeit: im zweiten Anlauf sei ihm mit meiner Methode das perfekte Steak gelungen (das Alufolienruhen, das bringt es), innen rot bis rosa, saftig und zart. Ganz aus dem Häuschen war er aber wegen einer anderen Entdeckung: ich hatte ihm an der Frischetheke auch die verschiedenen Ausbaustufen von Sahne bis hin zur Creme Double erklärt. Im Augenwinkel hat er im Nebenregal da auch Fertigbeschamelsauce erspäht, denn da war ein Stück Fleisch drauf abgebildet. Das hatte er sich dann ganz abenteuerlustig gekauft und konnte sich nicht mehr beruhigen, wie die so wunderbar den Fleischsaft aufnimmt und den Geschmack ergänzt. Weil es in Pakistan gerade Strom gab, skypte er sofort mit seinem Bruder, der das alles gar nicht glauben konnte, denn „in Pakistan, you only have beef cooked for three hours“. Auch nach längerem Einreden blieb der Bruder ungläubig, auch weil keine Spezialapparatur verwendet wurde. Mein Kollege brachte es für mich auf den Punkt „In my ulture you only believe what you know“.

Ich habe mir in letzter Zeit auch viel Werbung angeschaut. Das allermeiste benutzt eine sehr ähnliche Bildsprache, auch wenn die Frauen schwarz und betont haarbedeckt agieren und die Clooney-Waschbrettbauch-Typen durch schlanke Softiescheichs ersetzt sind. Bei diesen hier hab ich es allerdings zunächst nicht verstanden:

Das hier war Roamingwerbung, aber die unten linke hier, dachte ich eigentlich auch, war es nicht:

Das ist nicht Roaming, sondern so sitzt ein Scheich beim Zahnarzt im Wartezimmer und freut sich darüber, daß er beim Warten hautnah Zorro schauen kann, mit Antonio Ben Banderas…

Und hier noch aus einem anderen Edelladen, Private Collection, das Hi-End-Sandälchen für perfekten Halt, leichter Keilabsatz est de rigeur:

 

Für den Vebraucherschutz gibt es verschämt angebrachte Aufkleber neben den Geschäften, bei diesem hier haben sie doch sehr tief in das Walt-Disney-Herkules Glas geschaut:

Zu guter Letzt das letzte bauliche Drama aus dem Hotel, in dem ich wohne: man sieht die Granitbodenplatte vor dem Fahstuhlschacht. Die ist bereits kaputt gegangen, durch die zwei Löcher schaut man direkt in den Fahrstuhlschacht. Nun ja, zieht eben ein bischen.

 

Ein Kommentar zu “Pakistan im Rinderwahn

  1. Vielen Dank, dass Du trotz Familienbesuch weiterhin schreibst. Der Blog ist zur abendlichen, sehr spannenden Lektuere geworden. Grandios die Voelkerverstaendigung zwischen Dir und dem Hobbykovh aus Pakistan

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