Vor kurzem begann hier die bis dato groesste Werkschau eines englischen Kuenstlers namens Damien Hirst. Schon zu Lebzeiten sagenhaft reich (mein Alter, 215 Millionen Pfund) muss der gute Mann etwas richtig gemacht haben. Ich bin heute hingegangen und hab doch massiv an mir gezweifelt. Vieles war eigentlich nur hurziger Strunx. Letzteres bedeutet auf Oecherisch Kappes. Ersteres bezieht sich auf den legendaer-zeitlosen Auftritt eines sehr bekannten Komikers. Hirst war mir nur wegen zwei Obkekten gelaeufig, zum einen dieser Schaedel einer Frau des 18. Jahrh.underts besetzt mit echten edelsteinen (Materialwert ueber 6 Millionen Dollar)
Zum anderen wege der Tierkadaver in Formaldehyd, die -man koennte es kaum glauben- auch das zentrale Thema des Werkes dieses Kuenstlers verkoerpern: der Tod.
Haie, Lamm, Kuehe und Kaelber (diese halbiert und anatomisch praepariert, jedoch weit entfernt von der Guete der „Koerperwelten“)
Das obere der beiden Bilder stellt uebrigens eine Variante von Johannes dem Taeufer dar. Herr Hirst ist sehr katholisch aufgewachsen, und das merkt man an vielen Ecken, zB dieses nur aus Schmetterlinskoerpern aufgebaute Kirchenfenster.
Manche Installationen haben eine sehr starke Wirkung, wie zB dieser Kippenschrank
Schraenkeweise auch Arztbestecke und Metzgereiausstattung (sehr viel deutsche Ware dabei), denn immer, immer muss man den Bezug zum Tod suchen. Und findet ihn so leicht, dass es schon etwas Oberflaechliches hat.
Wie auch dieser gigantische Aschenbecher, der mit echten Kippen befuellt ist (vom Kuenstler selber zusammengestelt) und genauso riecht, wie wenn man morgens um 1 aus dem Krokodil getaumelt waere. Authentizitaet bis zum Brechreiz.
Wie die Kippen gibt es auch Schraenke, die Pillen aller Form und Farben sowie mit Diamanten befuellt sind
Und das hier hat meine Frau „Selbstportrait hinter diamantenen Glittergittern“ benannt, die NSA wuerde daraus vermutlich ein Profilfoto von mir generieren koennen.
manche gerade der fruehen Sachen liessen mich ratlos zurueck
Die schwebenden Baelle sind auch so ein Markenzeichen. Der Foen im Bild laeuft, und der Ball tanzt jetzt ein paar Monate. Oder er wird ueber Nacht ausgeschaltet, Noch so’n Schwebebollen:
Der Ball schwebt, unten wartet ein Haushaltswarensortiment Kuechenmesser. Man muss kein Abstrakto-Hengst sein, um diese Interpretation auf- und nachspueren zu koennen.
Auf die Gefahr hin, mich als Banause zu outen, aber das war nur sehr gelegentlich ueberzeugend fuer mich. Aber bewundere in rueckhaltslos als Marketinggenie in eigener Sache.
Hab mich heute laenger mit meinem Nachtwaechter unterhalten. er kommt, wie auch der Tageswaerter, aus Nepal. War Berufssoldat in der dortigen Armee und ging nach seinem Abschied fuenf Jahre nach Malaysie zum Arbeiten, dann zwei Jahre in Dubai, weiter gings ein Jahr nach Afghanistan zu den amerikanischen Truppen (Kaserne bewachen, das war die beste Zeit sagt er), doch dann bestand die afghanische Regierung auf lokalem Personal und er musste gehen und fand sich in Katar in einem Compound wieder. Er arbeitet zwei Jahre lang am Stueck, und zwar JEDEN Tag. Kein einziger freier Tag und 84 Stunden offizielle Arbeitszeit pro Woche. Dann hat er einen Monat Urlaub, um Frau und Kind zu sehen. Da hat sich mir wieder der Magen umgedreht. Aber er hat sich seh drueber gefreut, dass ich ab und zu im „Kot“ essen gehe, dem nepalesischen Restaurant unweit des Bueros. Da radelt er naemlich auch manchmal hin.
Die moderne Technik bringt ihm aber sehr viel mehr Lebensqualitaet als frueher: ein Anwohner beim Waerterhaeuschen hat ihn in sein WiFi reingelassen, und so skyped und surft er nachts und schaut mit Vorliebe Bollywoodfilme auf seinem Smartphone. Ich schlage hiermit die Skypeerfinder fuer den Friedensnobelpreis vor. Denn ohne Skype wuerden das hier die Hundertausende in die Welt hinausgezogenen Familienvaeter kaum aushalten.