Es hat sich ausgedünt, oder: wie man dazu kommt, bei Nacht und Nebel rüberzumachen

Ich sitze hier in der Herbstsonne auf einem Sofa, der Blick in Richtung Kaiserstuhl, der Morgennebel hat sich gelichtet und der Raureif ist verschwunden.

Herbschd

Das erlebe ich jetzt eben nicht als Besucher. Sondern als jemand, der einen schlimmen Albtraum auf der Arbeit hinter sich hat und bei der ersten Gelegenheit aus Katar abgehauen ist. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: meine katarischen Eigner haben mich zum Sündenbock eines großen Betrugsfalles gemacht. Mir war zwar überhaupt nichts anzuhängen, aber das war denen egal. Einen Monat Suspendierung, also Zuhausehocken, Reiseverbot und dann jetzt am Sonntag die fristlose Kündigung; in stalinistischer Manier mußte ich ein Selbstbezichtigungspapier unterschreiben, was diesen Schritt dann rechtfertigen sollte. Und es wurde mir klar gemacht, daß man, wenn ich nicht unterschreiben würde, mir eine polizeiliche Anklage reinwürgen würde. Und das hätte Monate, Jahre des Festsetzen bedeutet.

Eh die sich das noch anders überlegten, hab ich innerhalb von 12 Stunden meinen Ausstieg aus dem Land geplant und bin nachts geflogen. Nur raus. Die Nerven waren eh zum Zerreissen angespannt, als ich an der Passkontrolle Ausreise ankam. Hatten sie mich doch geblockt? Der Beamte schaute meinen Pass an, scannte ihn…. und rief dann quer durch die ganze Halle etwas. Ich dachte mir sofort, das war’s, gehen sie zurück auf Los, ziehen Sie keine 400 Rial ein. Die Spannung dauerte eine Minute, dann kam ein Kollege, der den speziellen Sonderstempel brachte, mit dem Arbeitsvisa im Paß ungültig gemacht werden. Als ich dann doch weiter durfte, plärrte ich erst einmal ein bißchen im Duty Free Bereich. In Frankfurt angekommen hab ich dann den Boden nicht geküsst, sondern einen neuen Rekord im einarmigen Gepäckwagenschieben in der Ü120 Klasse:

Umzug

Ich hatte ja immer mal wieder von solchen Fällen berichtet. Aber wenn es einen dann selber trifft, dann ist das schon etwas anderes.

Jetzt beginnt die Arbeitssuche. Und den einen oder anderen Blog wird es noch geben, denn jetzt kann ich ja über Dinge und Erlebnisse berichten, die noch im Land lebend besser nicht geschrieben wurden.

Ein Kommentar zu “Es hat sich ausgedünt, oder: wie man dazu kommt, bei Nacht und Nebel rüberzumachen

  1. Oh Mann!!! Was für ein Ende!
    Schön, dass es gut ausgegangen ist und du jetzt wieder in den Genuß eines anständigen Herbst und Winters kommst!

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